Produktentwicklung: Phasen, Aufgaben und Methoden
Egal, ob Smartphone, Software oder Laufschuh – jedes erfolgreiche Produkt beginnt mit einer Vision. Doch die beste Idee bringt nichts, wenn sie an der Umsetzung scheitert. Aufgabe von Produktentwickler:innen ist genau das: eine Vision in die Realität umzusetzen. Dabei verantworten sie den gesamten Entwicklungsprozess, vom ersten Konzept über Marktanalysen und Prototypen bis hin zur Markteinführung.

Aufgaben in der Produktentwicklung
Kurz gesagt handelt es sich bei Produktentwicklung um den Weg von der Idee zum marktfähigen Produkt. Dabei gilt es, Kundenbedürfnisse, technologische Machbarkeit und wirtschaftliche Ziele des Unternehmens zu berücksichtigen.
Produktentwickler:innen, auch als Product Developer bezeichnet, besetzen somit eine spannende Schnittstelle zwischen Strategie, Technologie und Design. Dabei sind zum einen analytische Fähigkeiten gefragt, wenn es beispielsweise darum geht, durch Marktforschung Kundenbedürfnisse zu ermitteln. Zum anderen erfordert die Arbeit als Product Developer strategisches Denken und technologisches Verständnis, wie zum Beispiel bei der Bewertung, ob sich ein Produkt wirtschaftlich lohnt und technisch machbar ist.
Während des gesamten Prozesses sind dabei immer auch koordinative und kommunikative Fähigkeiten gefragt. So geht es darum, interdisziplinäre Teams aus Vertrieb, Marketing, Product Design und Product Engineering zu koordinieren, Aufgaben zu priorisieren und Deadlines abzustimmen.
Der Product Development Life Cycle
Am besten lässt sich der umfassende Aufgabenbereich in der Produktentwicklung entlang der sieben Stufen des Product Development Life Cycle darstellen:

1. Ideation (Ideenfindung)
Zunächst geht es darum, Produktideen zu generieren. Ziel ist es dabei herauszufinden, welche Probleme und Wünsche Kund:innen haben. Dazu eignen sich sowohl qualitative Methoden wie Nutzerinterviews und Mindmaps als auch qualitative Methoden wie Trendanalysen. Abschließend geht es darum, Produktideen und Features zu bewerten und zu priorisieren.
2. Research (Markt- und Machbarkeitsanalyse)
Das aus Kundensicht beste Produkt ist aus unternehmerischer Sicht sinnlos, wenn es an der Realität scheitert. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn es nicht auf die Unternehmensstrategie einzahlt, sich nicht rentiert oder technisch nicht machbar ist.
Ein gängiges Instrument in der Produktentwicklung, um die Wirtschaftlichkeit eines neuen Produktes oder Features zu bewerten, ist der Business Case. Dabei geht es darum, eine ganzheitliche wirtschaftliche Analyse auszuarbeiten, inklusive Kosten, Nutzen, Risiken und erwarteten Ergebnissen. Ziel ist eine Antwort auf die Frage: Lohnt sich die Investition?
Dem Business Case voraus geht zumeist eine Feasibility Study. Darin wird geprüft, ob die Umsetzung eines Produkts technisch und organisatorisch überhaupt machbar ist: Verfügt das Unternehmen über das erforderliche Personal? Besteht Zugang zu den benötigten Ressourcen, Materialien und Technologien? Geprüft wird beispielsweise auch, ob die Umsetzung rechtlich zulässig ist.
3. Planning (Konzept- und Planungsphase)
Nachdem Rentabilität und technische Machbarkeit des Produkts validiert wurden, geht es darum, die Produktvision in die Realität umzusetzen. Die Grundlage dazu liefert eine sorgfältige Planung. Diese erstreckt sich dabei auf mehrere Ebenen.
Einerseits geht es darum, Ressourcen und Teams zu planen. Ein beliebtes Werkzeug in der Produktentwicklung ist dabei das Product Backlog. Letzteres besteht aus einer geordneten Liste aller Anforderungen, Funktionen und Ideen. Verantwortlich für die Pflege und Verwaltung des Backlogs ist der Product Owner.
In der Planungsphase geht es außerdem darum, eine Product Roadmap zu erstellen, Budget zu planen und Key Performance Indicators (KPIs) für die Erfolgsmessung zu definieren.
4. Design (Prototypentwicklung und MVPs)
In dieser Phase des Product Development Life Cycles geht es darum, das Produkt visuell und technisch zu konkretisieren und erste Versionen zu erstellen.
Eine spezialisierte Rolle innerhalb des Product Developments, die hier in vielen Unternehmen zum Tragen kommt, ist die des UX/UI-Designers. Hinter den Abkürzungen verbergen sich die beiden Begriffe User Experience und User Interface. Demnach geht es darum, sowohl die Benutzeroberfläche zu gestalten als auch die Funktionen dahinter zu entwickeln, wie beispielsweise Informationshierarchien und Klickpfade bei digitalen Produkten. Anhand von Prototypen und Klickdummys lassen sich so erste Usability-Tests durchführen.

Ein weiteres, häufig genutztes Instrument in der Produktentwicklung, das über einen bloßen Prototypen hinausgeht, ist das sogenannte MVP (Minimum Viable Product). Dabei handelt es sich um ein minimal testfähiges Produkt, das Unternehmen bereits am Markt bereitstellen. Das MVP bildet eine reduzierte Version des finalen Produktes, das jedoch bereits einige Kernfunktionen bereitstellt. Ziel ist es, möglichst früh an den Markt zu gehen, um echte Nutzerdaten zu sammeln.
5. Development (Agile Produktentwicklung)
Nun geht es an die konkrete Umsetzung des funktionierenden Produkts. Bei digitalen Produkten wie einer Software oder App bedeutet das beispielsweise die Entwicklung des Front- und Backends, Dokumentation und Testing. Dabei arbeiten Produktentwickler:innen eng mit dem Software Engineering zusammen.
Moderne Teams setzen dabei heute zumeist auf agile Produktentwicklung. Teams entwickeln Produkte schrittweise, testen sie kontinuierlich und passen sie laufend an, statt sie von Anfang bis Ende starr nach einem festen Plan zu bauen. Das ermöglicht es, Fehler früh zu erkennen und auf wechselnde Marktverhältnisse flexibel reagieren zu können.
6. Launch (Markteinführung)
Steht das marktreife Produkt, geht es darum, es erfolgreich am Markt zu platzieren. Das umfasst die Umsetzung von Marketing- und Vertriebsstrategien, ebenso wie eventuell erforderliche Schulung von Mitarbeitern und Support.
Anhand erster Kennzahlen wie Nutzungsraten, Verkaufszahlen oder Kundenfeedback lässt sich prüfen, ob das Produkt die gewünschten Marktziele erreicht und die Annahmen aus dem Business Case bestätigt werden. Diese Phase dient somit nicht nur der Einführung, sondern auch der Validierung des Markterfolgs.
7. Maintenance and Improvement (Optimierung und Weiterentwicklung)
Dabei ist die Produktentwicklung mit der Markteinführung keinesfalls abgeschlossen. Deshalb beschreibt der Produktlebenszyklus auch einen Kreislauf. So geht es nach dem Markteintritt darum, das Produkt kontinuierlich an neue Technologien und Marktanforderungen anzupassen.
Anhand verschiedener Kennzahlen wie Conversion Rates, Kundenzufriedenheit und Wiederholungskäufe lassen sich Optimierungspotenziale ablesen. Diese gilt es in neuen Produktversionen und Updates zu berücksichtigen.
Ein Konzept, das dabei in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist das des digitalen Zwillings. Dabei handelt es sich um eine virtuelle Nachbildung eines physischen Produktes, Prozesses oder Systems. Anhand dieser Nachbildung lassen sich Änderungen an einem Produkt simulieren. Es handelt sich um eine Modellierung und Hochrechnung von Verhalten, basierend auf echten Nutzerdaten. Der digitale Zwilling ermöglicht es somit, Szenarien zu testen, ohne Anpassungen am tatsächlichen Produkt vornehmen zu müssen.
Product Developer werden: Aus- und Weiterbildung
Der Weg in die Produktentwicklung führt über verschiedene Bildungswege. Häufig handelt es sich um Quereinsteiger aus wirtschaftlichen oder auch designorientierten Studiengängen. Entscheidender als die formale Qualifikation sind allgemeine Fähigkeiten wie analytisches Denken, Kreativität, technisches Verständnis und Kommunikationsstärke.
Eine gute Möglichkeit, die für den Berufseinstieg erforderlichen Grundlagen, Tools und Methoden zu erlernen, bieten spezialisierte Zertifikatskurse und Weiterbildungen zum Produktmanager.
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